
Einfluss aud die Kirche vor Ort
1282 erklärte Friedrich von Ehrenberg, dass nur Emmelrich I. von Schönburg das Patronatsrecht zu St. Martin in Oberwesel zu Lehen trage.
Wenn man schon nicht mehr die Privilegien eines Vogtes genießen durfte, wollte man wenigstens im Ort seinen Einfluss geltend machen – beginnend bei den kirchlichen Stiften.
Emmelrich trieb es zu weit, weil er widerspenstige Stiftsherren des Liebfrauenstiftes in der Burg in Ketten legen ließ. 1294 erhielt er mitsamt seinen Söhnen Heinrich und Johann die Absolution vom Bann, in den sie gefallen waren – bis die etwas gequält drein schauenden Stiftsherren wieder Tageslicht erblicken durften.
Von Schönburgern „angestiftet“
Immerhin erteilten die Schönburger dem Liebfrauenstift ihre Direktiven. So präsentierten sie Graf Bertolf von Katzenellenbogen als Stiftsherren, und der revanchierte sich
1301 durch eine Urkunde mit drei schönen Siegeln, in der er verspricht, die Schönburger auf seine Weise schadlos zu halten.
1303 errichtete Erzbischof Dietrich III., Graf von Nassau, an der Kirche von St. Martin einen Kollegialstift. Von Anfang an eingebunden waren die Ritter Merbodo und Tilmann von Schönburg.
1306 drohten die „gemeinen und nicht gemeinen“ Lehen der Schönburger in die Unübersichtlichkeit abzugleiten. Flugs wurde unter vier Schönburger Rittern darüber ein Familienvertrag geschlossen.
Außerdem führte Werner von Schönburg (einer von denen mit den Schilden) etwas Zwischenmenschliches im Schilde, denn er heiratete Merbodos Schwester (mit dem Schildbeschlag im Wappen).
Erzbischof Balduin von Trier mischt sich ein
Die Burg, die sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts zunehmend ausdehnte (inzwischen bevölkerten sie bereits acht Familien), geriet mit der Einverleibung der Stadt „Wesel“
1312 durch Balduin, Graf von Lützelburg, in den Fokus dieses Trierer Erzbischofs.
Von Seiten des Reiches brauchte Balduin nichts zu befürchten – schließlich war Kaiser Heinrich, der seit dem gleichen Jahr regierte, sein ihm wohlgesonnener Bruder.
Dass der „Schönburger Hof“, das Stadthaus der Burgherren, plötzlich in das Spektrum dieses mächtigen Trierers geraten war, passte den Schönburgern weniger als dessen umsichtige Kirchenpolitik. Emmelrich von Schönburg, 1325 Patron des Stiftes von St. Martin, gab sich vorsichtshalber sehr diplomatisch.
Die Burg platzt aus den Nähten: Mord und Totschlag
Friedrich von Schönburg, gleichzeitig Burggraf von Lahnstein, und seine Brüder – die Ritter Werner, genannt von Randeck, und Guda – samt einer großen Sippe mit den Schilden im Wappen bevölkerten den älteren, nördlichen Teil der Burg.
Die Schönburger Herren mit dem beschlagenen Mittelschild – auch als Zepterrad oder Lilienhaspel bezeichnet – füllten den neueren, südlichen Bereich.
Dazu kamen weitere Ritterfamilien, die sich weitgehend ebenfalls Schönburger nannten. Insgesamt: ein fürchterliches Gedränge von 26 Rittern mit Anhang!
Zeichnungen und Text: Jochen von Osterroth

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